Aus dem Kurs: Emotionale Intelligenz entwickeln

Die Bedeutung der Emotionen

Aus dem Kurs: Emotionale Intelligenz entwickeln

Die Bedeutung der Emotionen

Bevor ich mich mit der Frage befasse, wie man Gefühle erkennen und verstehen kann, möchte ich einen kleinen Zwischenschritt einlegen. Ich lade Sie also dazu ein, sich gemeinsam mit mir den Begriff Gefühl zunächst ganz allgemein anzuschauen. Die Gefühle eines Menschen sind ein Teil seiner Identität. Diese Aussage lässt sich neurowissenschaftlich belegen. Die rechte Gehirnhälfte besitzt ein besonderes Zentrum für Intuition und Gefühle. Nehmen Sie nun die linke Gehirnhälfte hinzu, die für den sachlichen Teil, das heißt, für das Denken in Zusammenhängen steht. Aus der Kombination von beidem ergibt sich das, was manchmal als Verbindung von Herz und Hirn bezeichnet wird. Beide Komponenten Herz und Hirn, Verstand und Gefühl, sind für ein erfolgreiches Leben wichtig und manchmal sogar für das Überleben. Im Laufe eines Tages empfinden Menschen die unterschiedlichsten Gefühle. Sie sind zum Beispiel müde, aufgeregt oder entspannt, empfinden Freude oder Ärger. Zum Verständnis der eigenen Gefühle hilft es, die Gefühle zu unterscheiden und zu kategorisieren. Die Versuche, Gefühle in verschiedene Gruppen zu unterteilen, sind sicher zahllos. Ich greife an dieser Stelle erneut auf Daniel Goleman zurück. Goleman nennt acht verschiedene grundlegende Gefühle. Welche sind das? Da ist erstens die Wut. Wut kann ganz unterschiedliche Stufen erreichen, bis hin zu Hass und Gewalt. An zweiter Stelle nennt Goleman die Trauer. Auch hier gibt es eine gewisse Bandbreite. Trauer kann beispielsweise aus Selbstmitleid oder Einsamkeit herrühren. Sie kann sich in einer leisen Melancholie ausdrücken oder auch so gravierend sein, dass sie in eine schwere Depression mündet. Drittens: die Angst. Sie reicht von einem Gefühl der Unsicherheit oder Nervosität bis hin zu Phobie und Panik. Viertens: die Freude. Erleichterung, Zufriedenheit, Stolz, Amüsiertheit, alles Varianten der Freude. Fünftens: die Liebe. Das ist ein sehr starker Begriff. Darunter fallen aber auch Gefühlszustände wie Freundlichkeit und Vertrauen, Hingebung oder Bewunderung. Sechstens: die Überraschung. Menschen wundern sich, sind überrascht oder erstaunt oder sogar schockiert. Siebtens: der Ekel oder der Abscheu. Menschen sind abgestoßen, finden etwas widerlich oder haben nur eine leichte Abneigung gegen etwas. Achtens und letztens schließlich: die Scham. Schuldgefühle oder Verlegenheit, Bedauern oder Demütigung gehören in diese Kategorie. An dieser Aufzählung sehen Sie schon, dass es nicht so einfach ist, Gefühle in Schubladen zu packen. Was ist mit den berühmten, gemischten Gefühlen? Wo passt eine Trauer hin, die mit Wut verbunden ist? Was ist mit den so oft zitierten Tugenden wie Treue, Hoffnung oder Vergebung. Wie hängen sie mit dem Konzept des Gefühls zusammen? Ich möchte hier keine wissenschaftliche Debatte anstoßen. Ich bin aber überzeugt, dass sich viele Gefühle in diese Kategorien einordnen lassen, wenn man sich fragt: Was fühle ich hauptsächlich? Die Verwendung einer Systematik der Gefühle hat aus meiner Sicht einen großen Vorteil. Wer die Kategorien kennt, der kann sich mit seinen eigenen Gefühlen besser auseinandersetzen. Wenn Ihnen das zu abstrakt klingt, dann lassen Sie es mich an einem praktischen Beispiel erläutern. Es gibt Menschen, deren Schamgefühl nicht sehr stark ausgeprägt ist. Für diese Menschen ist es nichts Besonderes, im Fitness-Studio neben anderen zu duschen. Sie empfinden es schlichtweg als natürlich. Andere wiederum packen ihre Tasche und duschen zu Hause, weil sie sich Fremden gegenüber nicht nackt zeigen möchten. Beides ist legitim. Wenn Sie jetzt also darüber nachdenken, welche Gefühle für Sie selbst bestimmend sind, dann könnten Sie zu dem Schluss kommen, dass Scham für Sie keine große Rolle spielt, dafür aber vielleicht eher Freude. Wichtig ist bei solchen Vergleichen allerdings eines. Es gibt keine einfachen Bewertungen von Gefühlen als richtig oder falsch. Die Frage lautet vielmehr, wie die eigene Gefühlswelt beschaffen ist. Welche Gefühle sind bei Ihnen von hoher Bedeutung, welche von eher geringerer?

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